Barfuß durch die Stadt

Vor über 80 Zuschauern berichtete Autor TobiKatze offen, selbstkritisch und voller Humor über sein Leben mit Depression. Das Netzwerk Depression Braunschweig hatte im Zuge der Aktionswoche Tobi Katze in die Begegnungsstätte der Stiftung Neuerkerode eingeladen.

Das Publikum bekam einen Einblick in ein Leben von Wäschebergen, von im Bett verbrachten Tagen, von Gedanken der Hoffnungslosigkeit, vom vernachlässigten Studium und vom Versuch, mit Alkohol die Gefühle der Depression zu betäuben. Dann die Wende durch Gespräche in einer Psychotherapie, in der die Erkenntnis wuchs: „Ich muss und möchte etwas ändern.“ Und die ersten Schritte waren, auf Alkohol zu verzichten, Medikamente einzunehmen und offen über seine Erkrankung zu sprechen.

Dementsprechend berührend ist die Szene, als Tobi Katze seiner Familie von seiner Erkrankung erzählt. Die Reaktion ist ein Gefühlscocktail, der von der erstarrten Mutter bis zum beschwichtigenden Vater („Es wird schon wieder“) reicht. Und die Tränen der kleinen Schwester, die ihn berühren und trösten.

Tobi Katze betont: „Ich weiß bis heute, auf welchem schmalen Grat ich gehe, und habe Strategien, damit es mir gut geht. Ich lebe bewusster, ich gehe barfuß durch die Stadt und trinke genussvoll eine Tasse Kaffee.“

Nach der Lesung konnten die Zuschauer Fragen stellen. Sie erfuhren zum Beispiel, dass der Wendepunkt in seinem Leben die psychotherapeutische Unterstützung sowie die Einnahme seiner Medikamente einläutete.

Eine Zuhörerin, Angehörige eines depressiv erkrankten Menschen, sagte nach der Veranstaltung: „Ich konnte mich in so vielem als Angehörige auch wiedererkennen, was Tobi Katze berichtete, und denke, dass ich auch Hilfe suchen will.“

Die Organisatoren des Abends freuten sich darüber, dass so viele Zuschauer die Veranstaltung besucht haben und dass die Veranstaltung bei ihnen sehr gut angekommen ist.

Organisiert wurde der Abend von Sigrun Teufel (Lebenshilfe Braunschweig gGmbH), Yvonne Herrmann (Verein zur Förderung körperbehinderter Kinder e.V.), Andreas Sutor (Kontaktstelle Verein der weg e.V.), Frank Bauer (Lukas-Werk Gesundheitsdienste GmbH) sowie Ines Kampen (KIBiS) aus der Arbeitsgruppe „Chronische Erkrankungen und Behinderungen“ des Netzwerks Depression Braunschweig.

Link zu Tobi Katze: www.tobikatze.de